
Weinbauempfehlung 04|2024
Vergangene Niederschläge treiben Rebenentwicklung voran!


Das Wachstum der Reben schreitet voran. Vergangene Niederschläge sorgten für eine stetige Entwicklung der Reben (Bild 1).
In den zurückliegenden Tagen haben warme und trocken Witterungsverhältnisse bzw. Taunächte dafür gesorgt, dass das Befallsrisiko von Oidium deutlich ansteigt. Etwa ab dem Sechsblattstadium können bei diesen günstigen Witterungen am Mycel der Zeigertriebe massive Konidien entstehen. Im Raum Nahe und Rheinhessen trat neben dem Niederschlag ebenfalls Hagel in Erscheinung.
Die aktuelle Pflanzenschutzstrategie sollte sich in erster Linie am Rebenzuwachs und am Druck durch Echten Mehltau orientieren. Dennoch bleibt es wichtig, auch Peronospora im Blick zu behalten, da lokale Niederschläge rasch zu einer veränderten Infektionslage führen können. Zu erwähnen ist, dass zurzeit keine Gefahr für eine Primärinfektion besteht, da ein rasche Abtrocknen der Oberböden vorherrscht. Aktuell sind keine exorbitanten Niederschläge für diese Woche gemeldet.
Wie an der Minimalschnittanlage (Bild 2) zu sehen ist, hat das Laubwachstum stark zugenommen – die Laubwand gewinnt allmählich an Grün. Bezüglich Bodenfeuchte ist weiterhin auf eine wasserschonende Bodenbearbeitung zu achten. Dies bedeutet, dass Begrünungen frühzeitig reduziert und üppige Grasbestände sowohl im Unterstockbereich als auch in der Gasse vermieden werden sollten.
Einsaaten sollten gewalzt oder hoch gemulcht werden, um eine Art „Schutzdecke“ vor dem Austrocknen für den Boden zu generieren.
Unsere Empfehlungen:
- Bei starkem Laubzuwachs = Spritzintervalle max. zehn Tagen sinnvoll
- Zur Oidiumbehandlung empfehlen wir: Belanty, Prosper Tec oder Spirox
- Bei geringerer Gefährdung reicht ein organisches Produkt wie Vivando aus
Empfehlungen zur nächsten Pflanzenschutzbehandlung im Weinbau
Basisaufwand x 1 bis 2 mit 100-300 l Wasser/ha
Die Mittelaufwandmenge in Minimalschnittlagen der Laubwand anpassen!
Konventionell | Ökologisch | |||
Basisaufwand | ha-Aufwand | Basisaufwand | ha-Aufwand | |
Mehltau | ||||
Netzschwefel | 3,6 - 5 kg/ha | 3,6 - 5 kg/ha | ||
Natrisan | 3 kg/ha | 3 kg/ha | 3 kg/ha | 3 kg/ha |
Wetcit | 0,1 - 0,2 % | 0,1 - 0,2 % | 0,1 - 0,2 % | 0,1 - 0,2 % |
Belanty | 1 l/ha* | 0,6 - 0,9 l/ha | ||
Prosper Tec | 0,33 l/ha | bis 0,66 l/ha | ||
Spirox | 0,2 l/ha | bis 0,4 l/ha | ||
Peronospora | ||||
Funguran Progr + Upside | 0,5 kg/ha + 2,5 l/ha* | 0,5 kg/ha + 1 l/ha | ||
Delan Pro | 1,2 l/ha | bis 2,4 l/ha | ||
Folpan 80 WDG | 0,4 kg/ha | bis 0,8 kg/ha | ||
Spinnmilben | ||||
Kiron | 0,6 l/ha | 0,6 l/ha |
*Laubwandflächenbezug d.h. Aufwandmenge auf 10.000 m2 Laubwand
"Dampf für die Reben" - Blattdünger
Für eine Minimierung von Wachstumsstress sorgen bspw. Blattdünger. Für den ökologischen Weinbau empfehlen wir unseren RWZ BIO Power 9 N Blattdünger, Aminosol oder Amino Vital. Eine Blattdüngerandendung im konventionellen Weinbau kann mit dem Produkt Fructol durchgeführt werden.
Chlorosebekämpfung
In den letzten Zügen sollte eine Chlorosebekämpfung mittels Bodenanwendung per Basafer Plus vollzogen werden. Für eine spätere Behandlung in der Saison eignet sich eine Blattanwendung mittels Chelal Fe/Mn oder Lebosol Hepta Eisen (auch im Bioanbau zugelassen).
Status Natriumbicarbonat / Natriumhydrogencarbonat
Die Europäische Liste der Grundstoffe wurde aktualisiert: Im Rahmen des "Updated Review 2025" wurde Natriumhydrogencarbonat (auch bekannt als Natriumbicarbonat) aus der Liste der zugelassenen Grundstoffe für Deutschland und Österreich gestrichen.Der Entzug des Grundstoffstatus wurde damit begründet, dass in beiden Ländern ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff – NatriSan – verfügbar ist.
Wichtiger Hinweis: Der Einsatz von Natriumhydrogencarbonat als Grundstoff im Weinbau ist somit ab sofort nicht mehr erlaubt. Eine Aufbrauchfrist für bereits vorhandene Lagerbestände ist nicht vorgesehen – das bedeutet ein sofortiges Anwendungsverbot. Bitte bei der Planung der Einkaufsmenge berücksichtigen: Natrisan ist nur bis ES 75 zugelassen. Danach ist nur der Einsatz von Vitisan oder Kumar möglich.
Weitere Empfehlungen
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Ihr Ansprechpartner

Dr. Christian Ihrig
Fachberatung
Weinbau
Telefon: 0171 / 91 66 863
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christian.ihrig@rwz.de